“Der Moiré-Effekt ist eine meist unerwünschte Störung, die Druckprofis tunlichst vermeiden. Er entsteht durch die Überlagerung von Rastern oder Mustern, und der Effekt verändert sich, wenn man diese gegeneinander bewegt. Ein Moiré im Offsetdruck tritt klassischerweise entweder durch die Überlagerung des Druckrasters mit einer Struktur im Druckmotiv auf, oder aber das Druckraster reagiert mit einer bereits gerasterte Vorlage, so etwa bei der Reproduktion eines bereits gedruckten Motivs.
Die Publikation zeigt Experimente aus der Offset-Druckwerkstatt, die das Auftreten von Moiré Effekten bei verschiedenen Rasterarten, Rasterwinkeln und Halbtonfrequenzen untersuchen. Das Entstehen störender Moirés ist bis heute nicht vollständig vorhersehbar, allerdings ist die Gefahr unbeabsichtigter Effekte inzwischen deutlich geringer geworden: Moderne Druckprogramme sind in der Lage, potentielle Konflikte mit Originalbildern automatisch zu erkennen und sie automatisch zu beseitigen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass der Moiré-Effekt immer mehr aus Druckerzeugnissen verschwindet.
Vor diesem Hintergrund stellt sich eine Gruppe von Studierenden der Burg Giebichenstein Kunsthochschule die spannende Fragen: Welches gestalterische Potential birgt dieser Druckfehler? Wir kann man den stöhnenden Effekt nutzen? Lassen sich die modernen Drucksysteme austricksen – und wenn, wie? Kann auch ein Moiré etwas scheinbar Unsichtbares sichtbar machen oder etwas Sichtbares unsichtbar?…