title | ARCH+ 236, Posthumane Architektur |
author | ARCH+ |
pages | 240 |
size | 235 x 297 mm |
language | Deutsch |
price | 22,- |
Wir sind nie human gewesen. Posthumane Architektur und algorithmische Planung
Arno Brandlhuber, Olaf Grawert, Anh-Linh Ngo mit Angelika Hinterbrandner
Ein unauflösbares Problem des postmodernen Diskurses liegt in der Ambiguität des Präfixes „post-“. Während im allgemeinen Verständnis damit eine historische Epocheneinteilung und vermeintliche Ablösung der Moderne gemeint war, wird im diskursiven Sinne damit eher ausgedrückt, dass das moderne Denken komplexer werden muss und einer kritisch-reflexiven Weiterentwicklung, einer „Komplikation“ bedarf. Wie jedoch kann eine „Revision der Moderne“, wie sie Heinrich Klotz bei Betrachtung der Postmoderne konstatierte, eine kritische Infragestellung der modernen Grundsätze gelingen, ohne in die Falle des Revisionismus zu tappen?
Einer, der diese Komplikation nicht nur im philosophischen, sondern bewusst auch im technischen Sinne – wie bei einem Uhrwerk – produktiv gemacht hat, ist der französische Philosoph Bruno Latour, der nonchalant feststellte: „Wir sind nie modern gewesen.“1 Denn wenn modern sein heißt, nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu handeln und eine „reinigende“ Trennung von Natur und Kultur, Technik und Gesellschaft, Mensch und Ding vorzunehmen, dann ist es uns in der Tat nie gelungen, diese Reinheit durchzuhalten.
Latour schreibt: „Wenn man […] von Embryonen im Reagenzglas, Expertensystemen, digitalen Maschinen, Robotern mit Sensoren, hybridem Mais, Datenbanken, Drogen auf Rezept, Walen mit Funksendern,…